Dass die Weinbaulagen im Anbaugebiet Saale-Unstrut geeignet sind, hervorragende Weinqualitäten zu erzeugen, ist hinreichend bekannt und findet seinen Ausdruck u. a. in den zahlreichen Prämierungen im Rahmen nationaler und internationaler Wettbewerbe.

Weitaus weniger bekannt dürfte der Allgemeinheit jedoch sein, dass durch den Klimawandel vor allem im Steillagenweinbau dringend Problemlösungen gefunden werden müssen. Bereits in den letzten Jahren kam es in der Region vermehrt zu Starkregenereignissen sowie langen Trockenperioden und im Zuge der Klimaerwärmung, ist mit einer weiteren Zunahme von Extremwetterereignissen zu rechnen, die zu einer verstärkten Erosionsgefahr führen werden und den Wasserstress in den Weinbergen erhöhen.

In welcher Form Weinbaubetriebe auf diese Herausforderungen durch betriebliche Maßnahmen reagieren können und welche Wirkungen sich aus diesen Maßnahmen auf ausgewählte Ökosystemfunktionen von Rebflächen ergeben, ist Gegenstand des nunmehr bestätigten EU-LIFE-15-Verbundprojektes unter Leitung der in Magdeburg ansässigen Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, in dessen Rahmen unser Büro umfassende bodenkundliche Fragestellungen untersuchen wird.

Als weitere Partner arbeiten auch die Hochschule Anhalt in Bernburg sowie das Landesweingut Kloster Pforta an dem Verbundprojekt, wobei jeder Partner eigene, der jeweiligen fachlichen Expertise, entsprechende Themen bearbeitet. Unterstützt und begleitet wird der Verbund durch externe Kooperationspartner wie die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt in Bernburg, die Universität Debrecen (Ungarn) sowie die höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein (Österreich).

Im Rahmen des Projektes „VinEcoS“ – so der Kurztitel – sollen an den Klimawandel angepasste Bewirtschaftungsweisen im Weinbau entwickelt werden, die eine gute Erosionssicherung gewährleisten und die Biodiversität im Weinberg erhöhen. Die Biodiversität ist die Grundlage für alle Ökosystemdienstleistungen, d. h. die Leistungen, die von der Natur unentgeltlich erbracht werden und vom Menschen genutzt werden können, um sein Wohlergehen zu gewährleisten.

Als Forschungsinhalte stehen in dem auf 48 Monate angelegten Projekt u. a. die Entwicklung eines Prognosetools für das Erosionsrisiko in Weinbergen (bearbeitet durch JENA-GEOS®), die Anwendung von innovativen Anbautechniken im Weinbau, die Erprobung neuer Saatgutmischungen aus regionalen standortangepassten Wildpflanzen zur Begrünung der Gassen, die temporäre Beweidung von Rebflächen und der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen sowie die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf Biodiversität, Nützlinge, Bodenabtrag, Bodenwasserhaushalt, Rebgesundheit, Mostqualität, Landschaftsbild und Betriebseinkommen im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Im Zusammenhang mit der Kontrolle der Maßnahmeneffekte erfolgt zuerst eine umfassende Inventur wichtiger Bestandteile des Ökosystems Weinberg wie Klima, Bodenformen und Artenvielfalt im Bereich der Versuchsflächen an den Standorten „Saalhäuser“, „Köppelberg“ und „Naumburger Paradies“ und nachfolgend ein Monitoring ausgewählter Kenndaten auf den Versuchsflächen über die gesamte Projektlaufzeit.

Entsprechend der Zielstellungen des EU-LIFE-15-Förderprogrammes werden die im Rahmen des Projektes umgesetzten Maßnahmen durch ein ganzes Maßnahmenbündel der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt, so beispielsweise durch regionale Workshops, geführte Exkursionen zu den Demonstrationsflächen, die Einrichtung eines „Grünen Klassenzimmers“ sowie durch zahlreiche Schautafeln, Veröffentlichungen und Vorträge.

Mit ersten konkreten Projektergebnissen wird nach Ablauf der kommenden Vegetationsperiode im Herbst 2017 zu rechnen sein.