Am 01.06.2016 erscheint folgender Artikel in der Ostthüringer Zeitung:
Tiefenbohrungen an der Weißen Elster für Hochwasserschutz in Ostthüringen
Für die Planung und den Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen sind Untersuchungen des Erdreiches an der Weißen Elster eine Voraussetzung. Derzeit wird dafür im Elstertal in die Tiefe gebohrt.
Silbitz/Caaschwitz/Crossen. Zentimeter um Zentimeter gräbt sich auf einem Getreidefeld am Rande von Caaschwitz ein Bohrer tief in den Boden. Mit Hilfe einer meterlangen Hülse an seiner Spitze haben der 1. Bohrmeister Maik Eberhagen und sein Kollege Matthias Karg von der Bohr- und Geotechnik Nowak im Kyffhäuser bereits die ersten Schichten aus der Tiefe geholt. Die Bodenschichten sind säuberlich abgelegt in jeweils einen Meter langen schmalen Holzkästen, markiert mit den Messdaten für ihre Lage in der Tiefe: lehmiger Ackerboden, Sand, organisches Material und jede Menge Flusskies mit kleinerem und auch recht großen Brocken von Quarzgestein.
Bis zum festen Grund im alten Elsterbett
„Im Wesentlichen das, was wir erwartet haben im alten Flussbett der Weißen Elster“, sagt der Ingenieurgeologe Peter Bruzek vom Ingenieurbüro Jena-Geos. Er untersucht die Proben für die weitere Planung und für Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz des Freistaates Thüringen an der Weißen Elster. Kleinere Bohruntersuchungen, teils per Hand, seien an der Weißen Elster nördlich von Gera bis zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt bereits vorgenommen worden, sagt Marina Grünwald, zuständige Projektingenieurin in der Thüringer Landgesellschaft, die im Auftrag des Freistaates den Hochwasserschutz an der Weißen Elster in Thüringen sowohl südlich wie auch nördlich von Gera plant.
Die tiefen Kernbohrungen mit der Maschine werden derzeit an fünf verschiedenen Stellen in Silbitz, Caaschwitz und Crossen-Ahlendorf vorgenommen. Die beiden in Silbitz sind bereits erfolgt im Gelände von Silbitz Guss, das durch das Hochwasser 2013 den größten Einzelschaden im gesamten Freistaat erlitten hatte, und am Rautenanger. „Dort haben wir im Bohrkern eine Schicht Holz gefunden, das möglicherweise durch eine frühere Überflutung in den Boden gekommen ist“, berichtet der Ingenieurgeologe von einer Besonderheit. Der Flusskies darunter ist das Erwartete, also das, was sich nach dem Abschmelzen der Eismassen nach der Elster-Kaltzeit vor 400 000 bis 320 000 Jahren im Flusslauf abgelagert hat.
Der Bohrer arbeitet sich weiter in die Tiefe hindurch durch das lockere, wasserdurchlässige Kiesgestein bis zur darunter liegenden festen, wasserundurchlässigen Schicht aus Sandstein und Ton. Je nach Bohrung liegt diese Schicht unter dem alten Elsterbett in einer Tiefe von fünf bis sieben Metern. „Für die Planung künftiger Hochwasserschutzanlagen wie Spundwände, Mauern oder Deiche ist es notwendig zu wissen, in welcher Tiefe im Boden sich fester Untergrund für die Verankerung befinden“, erläutert die Projektingenieurin Grünwald. Darüber sollen die Kernbohrungen Aufschluss geben ebenso wie über die Schichtungen und auch eventuelle Altlasten im Boden. „Solche Untersuchungen sind zwar aufwendig, aber für die Bauplanung gesetzlich vorgeschrieben“, sagt Grünwald.
Auch das Prozedere dafür, Genehmigungen für die Bohrungen auf teils privatem Grund und Boden zu erhalten, sei mitunter aufwendig gewesen. Mit dem Eigentümer des Getreidefeldes in Caaschwitz habe es eine Absprache gegeben. Für die Schneise, die mit der Bohrmaschine ins Feld gefahren wurde, wird der Eigentümer entschädigt. „Wir konnten aber mit den Untersuchungen nicht warten bis zum Herbst, das wäre fast ein halbes Jahr Zeitverlust. Der Zeitplan für die Planungen zum Hochwasserschutz ist ohnehin schon sehr sportlich“, erläuterte Marina Grünwald gestern den Nachbarn am Feldrand.
Für die Bohrungen, die heute und morgen noch in Crossen-Ahlendorf vorgenommen werden, müsse sogar EU-Recht berücksichtigt werden, berichtet die Projektingenieurin. Dort werden die Voruntersuchungen im Erdreich vorgenommen auf einem brach liegenden Feld der Agrargenossenschaft Buchheim-Crossen. Für die derzeit stillgelegte Fläche gebe es strenge Auflagen der EU, wann und in welchem Umfang etwas darauf passieren dürfe.
Wenn die Bohrkernuntersuchungen im Elstertal des Saale-Holzlandes abgeschlossen sind, wird es weitere geben an der Elster in Gera bis Milbitz und zwischen Langenberg und Bad Köstritz. „Wenn die Vorplanung und die Vorzugsvarianten für den Hochwasserschutz feststehen, werden wir wieder Informationsveranstaltungen für die Anwohner an der Weißen Elster in Silbitz, Crossen und Caaschwitz durchführen“, kündigt Marina Grünwald an.