Die aktuelle kritische Energieversorgung setzt Ideen frei, für bislang vermeintlich sichere energetische Infrastrukturen künftig hohe Selbstversorgungsgrade mit standorteigenen erneuerbaren Energien zu erreichen. Neues Beispiel ist die privat geführte Avenida-Therme am Stausee Hohenfelden bei Erfurt. Die Avenida-Therme Betriebsgesellschaft mbH verfolgt einen systemischen Ansatz, unter Nutzung des Seewassers und von Photovoltaik eigene Potenziale optimal zu nutzen.

Geschäftsführer Mark Tom Pösken: „In einer ersten Stufe haben wir bereits Gas durch Strom ersetzt, was temporär zu einer moderaten Erhöhung der Eintrittspreise geführt hat. Mit dem nahegelegenen Stausee und einer jahreszeitlich unabhängigen Betriebstemperatur des Badewassers haben wir günstige Voraussetzungen für eine zukünftige reale nachhaltige Betriebsführung. In der Ausbaustufe wollen wir die thermische Energie des Stausees – Seethermie – nutzen und Strom aus der Photovoltaik eines überdachten Besucherparkplatzes gewinnen. Letztendlich schließen wir den Kreislauf beim Wasser, indem wir das Filtrat aus dem Badewasser aufbereiten und dem See zuführen.“

Die thermische Nutzung von Gewässern spielt eine zunehmende Rolle im Mix der Wärmeversorgung der Zukunft. Neben den technologischen Fragen beim Zusammenspiel der alternativen Wärmequelle mit der Technischen Gebäudeausrüstung und einer wirtschaftlichen Fahrweise spielen insbesondere gewässerökologische Fragen eine Rolle. Hierzu wurde die JENA-GEOS® mit einer Machbarkeitsstudie betraut. Die limnologische Charakterisierung des Gewässers und seiner Vulnerabilität bzw. Resilienz gegenüber thermischen Nutzungen steht im Mittelpunkt von Messkampagnen im See durch unser Unternehmen. Die jahreszeitlich variierende Temperaturverteilung und die Strömungsverhältnisse sind wichtige Eingangsgrößen für ein technisches Konzept, für die Festlegung von Entnahme- und Einleitstellen und für die Fahrweise, die wiederum die Wirtschaftlichkeit bedingt. Die genehmigungsrechtlichen Aspekte werden in Diskussion mit den Behörden ebenfalls durch die JENA-GEOS® behandelt.

Blick in die Avenida-Therme (Quelle: Avenida-Therme Betriebsgesellschaft mbH)

„Schön, dass wir unsere Expertise aus verschiedenen Studien der letzten Jahre für ein Projekt nutzen können, dessen Umsetzung wirtschaftlich und ökologisch praktikabel sowie in einem überschaubaren zeitlichen Horizont umsetzbar erscheint“ freut sich Jörg Schmidt, unser Geschäftsführer und Leiter des Projektes. „Investoreninteresse ist beste Voraussetzung für die Umsetzung thüringischer Ingenieurskunst. Die thermische Nutzung unserer einheimischen Gewässer steht noch am Anfang, die Technologien sind aber vorgedacht und international bereits bewährt. Mit gewässerökologischer Expertise und systemischer Einbindung der Gewässernutzung in nachhaltige energetische Infrastrukturen sowie Ressourcenkreisläufe wird nicht nur ein Beitrag zur Energiewende geleistet, sondern auch dem Klimawandel begegnet“. Die mit der SEETHERMIE erzielte geringfügige Abkühlung des Gewässers wirkt dem durch den Klimawandel bereits erfolgten Temperaturanstieg von 1-2 Grad Celsius entgegen.

Funktionsprinzip einer SEETHERMIE-Anlage (nach Gaudard et al. 2018)

Hier geht es zur SEETHERMIE-Studie zum Zwenkauer See unter Leitung der JENA-GEOS® (2021)