Februar 2023
Ein von der JENA-GEOS angeführtes Konsortium erarbeitet Handlungsempfehlungen zur thermischen Nutzung von Oberflächengewässern und der Erarbeitung von Wärme-Potenzialkarten im Land Berlin
Berlin weist als Stadtstaat mit dichter Bebauung einen signifikant hohen Endenergieverbrauch für Wärmeanwendungen in Gebäuden auf. Allein über 40 % der CO2-Emissionen sind dem Gebäudebereich zuzuordnen. Diesen Bedingungen entsprechend wurden Klimaschutz und Energiepolitik konsequent ausgerichtet.
Im Rahmen des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz (EWG Bln) wurde das Ziel der Klimaneutralität für 2045 festgelegt. Unterschiedliche Machbarkeitsstudien zeigen den Weg zur Zielerreichung auf und machen dabei die besonderen Herausforderungen im Rahmen der Energie- und Wärmewende deutlich.
In der Studie zur „Entwicklung einer Wärmestrategie für das Land Berlin“ werden als zentrale Elemente ein Wärmekataster sowie eine Wärmeplanung als Grundlage für eine räumlich differenzierte Wärmepolitik herausgearbeitet. Im Rahmen des Aufbaus des Wärmekatasters sollen auch die Potenziale der Berliner Oberflächengewässer als Wärmequellen zur Wärmeversorgung insbesondere von Wärmenetzen erhoben werden.
Im Mix der erneuerbaren Wärmeversorgung spielt die thermische Nutzung von Gewässern in Deutschland eine zunehmende Rolle. Neben den technologischen Fragen beim Zusammenspiel der alternativen Wärmequelle mit Wärmenetzen oder der Technischen Gebäudeausrüstung sowie den wirtschaftlichen Fragen zum Beispiel einer optimalen Betriebsstrategie sind insbesondere gewässerökologische Fragen und perspektivische Änderungen in den wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch Klimawandel und Strukturänderungen im EG der Spree – auch im Zusammenhang mit der Genehmigungsfähigkeit – von wesentlicher Bedeutung.
Die JENA-GEOS hat den Zuschlag für eine von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz ausgeschriebenen Studie erhalten, die alsbald Handlungsempfehlungen für die thermische Nutzung der Oberflächengewässer in der Hauptstadt entwickeln soll sowie die Grundlage für die Erstellung einer georeferenzierten Darstellung der Wärmeentzugspotentiale in einer ‚Potentialkarte‘ schaffen wird. Mitstreiter beim Projektleiter JENA-GEOS sind in der Zusammenarbeit bewährte Partner wie das Büro IWB Dr. Uhlmann sowie die ILK gGmbH, beide aus Dresden, die e7 UG aus Leipzig sowie das Dr. Schumacher Ingenieurbüro für Wasser und Umwelt aus Berlin.
Projektleiter Jörg Schmidt: „Die Strategie des Landes Berlin, konzeptionell mit den wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, den rechtlichen, ökologischen und energietechnischen Anforderungen sowie denen des umfassenden Gewässerschutzes und mit der Wirtschaftlichkeit der Wärmegewinnung aus Gewässern die Grundlagen für künftige Nutzungen und deren Genehmigungsfähigkeit zu schaffen, ist außerordentlich zu begrüßen und nach unserer Kenntnis in Deutschland bislang einmalig.“
Und Projektbearbeiterin Julia Hopf ergänzt: „Mit diesem Konzept werden – dann im Zusammenhang mit den Potenzialkarten – transparente Rahmenbedingungen für die Genehmigung entwickelt und ein Roll-out und damit eine Beschleunigung bei der Transformation zu fossilfreien Wärmequellen ermöglicht.“
Hintergrund I:
Das Land Berlin verfügt über ein umfangreiches Gewässernetz, dessen nutzbares thermisches Potenzial zu bestimmen ist, um es für die Transformation der energetischen Infrastruktur verfügbar zu machen. Dabei bieten die Notwendigkeit der Sektorenkopplung, die Etablierung von ‚kalten‘ Nahwärmenetzen und der technologische Fortschritt neue Chancen für nachhaltigere Anwendungen als noch vor wenigen Jahren. Die thermische Nutzung von Oberflächengewässern wird zum komplementären Element für die systemische Versorgung zukunftsfähiger Gewerbegebiete ebenso wie für Bestands- und Neubauquartiere.
Hintergrund II:
Die JENA-GEOS hat mit ihren Arbeiten zur Seethermie-Nutzung am Tagebausee Zwenkau bei Leipzig, zur ‚Saalethermie‘ für das Kraftwerk Jena-Burgau, zum Aa-See Ibbenbüren sowie aktuell zur Avenida Therme bei Erfurt gemeinsam mit ihren Partnern die Kompetenz bei der Entwicklung von Konzepten zur thermischen Nutzung von Oberflächengewässern unter Beweis gestellt.