14.-16.06.2019, Coburg

Die 29. Jahreshauptversammlung des Thüringischen Geologischen Vereins e. V. in Coburg hielt ein anspruchsvolles Programm für die Besucher bereit. Über 3 Tage wurden neben Vorträgen und Exkursionen zum Hauptthema ‚Geologie und Paläontologie im Coburger Land auch spannende Referate aus den Geo-Ingenieursdisziplinen vorgetragen.

So auch der Vortrag unseres Geschäftsführers Jörg Schmidt: ‚Hydrogeologische Langzeituntersuchungen eines Deponiestandortes im Südthüringer Muschelkalk-Karst‘.

Zum Inhalt:

An oberirdische Deponien zur Ablagerung von Siedlungs- und Sonderabfällen (Abfalldeponien) sind sowohl in der Betriebsphase als auch im Rahmen der Nachsorge entsprechend der Thüringer Deponieeigenkontroll-Verordnung (ThürDepEKVO) Untersuchungen von Deponiesickerwasser, Oberflächen- und Grundwasser durchzuführen.

Besondere Anforderungen an das Grundwassermonitoring stellen sich bei Abfalldeponien, die ohne Basisabdichtung über stark durchlässigen Kluft- bzw. Karstgrundwasserleitern errichtet wurden.

Am Beispiel einer im Unteren Muschelkalk befindlichen ehemaligen Siedlungsabfalldeponie werden die geogenen Einflussfaktoren auf die Grundwasserbeschaffenheit und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Durchführung und Auswertung des Grundwassermonitorings erläutert.

Der stark klüftige, partiell verkarstete Untere Muschelkalk leitet das Deponiesickerwasser ohne Ausbildung von Schichtwasserhorizonten unmittelbar bis an die Grundwasserleiterbasis (Grenze Unterer Muschelkalk / Oberer Buntsandstein) ab. Für die Beprobung des Grundwassers sind aufgrund des hohen Grundwasserflurabstandes bis zu 100 m tiefe Grundwassermessstellen erforderlich.

Der im Untersuchungsgebiet nachgewiesene, lokal an Störungen gebundene Aufstieg hochmineralisierter Rötwässer führt in Teilbereichen des Unteren Muschelkalkes zu erhöhten Chlorid- und Sulfatkonzentrationen, was die Verwendung dieser Parameter für die Beurteilung des Deponieeinflusses stark einschränkt.

Bei der Bewertung der im Unteren Muschelkalk festgestellten Schwermetallkonzentrationen ist der Einfluss des über die Randstörung aus dem Schiefergebirge übertretenden Kluftgrundwassers zu beachten.

Abstromig der Deponie führen Bachversinkungen zu Veränderungen der Grundwasserbeschaffenheit.

Mit dem über 20 Jahre durchgeführten Grundwassermonitoring konnte die zeitliche Entwicklung des Einflusses der Deponie auf die Grundwasserbeschaffenheit vor und nach der Oberflächenabdeckung des Deponiekörpers, insbesondere anhand des Leitparameters Bor, dokumentiert werden (Abb. 1).

Abbildung 1: Regressive Entwicklung des Leitparameters Bor im Grundwasser im Deponieabstrom

Der Pfad des Deponiesickerwassers konnte bis zu einer 2 km entfernt gelegenen Karstquelle verfolgt werden (Abb. 2).

Abbildung 2a und b: Karstquelle 2 km abstromig der Deponie mit unterschiedlicher Quellschüttung

Diese Ergebnisse sind nicht nur für die Bewertung der zeitlichen und räumlichen Entwicklung der von Hausmülldeponien ausgehenden Grundwasserbeeinflussung von erheblicher Bedeutung, sondern auch für die Neu-Konzipierung bzw. Optimierung bestehender Monitoringnetze.