Erfolgreiches 17. Fachkolloquium der JENA-GEOS

Während die Bundespolitik um weitere Strategien ringt, Verwaltungen über Aktionspläne und Förderoptionen diskutieren und Genehmigungsbehörden noch unsicher bei neuartigen Projektansätzen sind, ist der Klimawandel in der täglichen Arbeit der Naturwissenschaftler und Ingenieure längst angekommen.

Ob beim Bau der Trassen für Strom, Gas oder Wasserstoff, ob bei der Erschließung von Geoenergie, bei der Sicherung von Baugrund und Böschungen, ob beim Umgang mit Starkniederschlägen und Hochwässern und deren Auswirkungen auf Grund- und Oberflächengewässer, ob beim energetischen Stadtumbau, der kommunalen Wärmeplanung oder beim Aufholen des Digitalisierungsrückstandes – überall treffen unsere Naturwissenschaftler und Ingenieure auf Erscheinungsbilder des Klimawandels und arbeiten längst an ökologisch anspruchsvollen und nachhaltigen Lösungen für die Zukunft.

Unser 17. Fachkolloquium im 33. Jahr des Bestehens unseres Unternehmens bot namhaften geladenen Referenten wie auch unseren Wissenschaftlern und Ingenieuren beste Gelegenheit, ihre Gedanken und Beiträge zur Transformation zu präsentieren und mit allen Teilnehmern zu diskutieren. Knapp 90 Gäste verfolgten einen überaus spannenden Tag.

Das Fachkolloquium fand am Ufer der Saale im Jenaer Paradiescafé statt und stand unter dem Motto

„Ingenieure gestalten Transformation“

Nach einer Kurzeinführung zu diesem Thema durch Geschäftsführer Dr. Kersten Roselt ging Mario Suckert, Präsident der TLUBN, mit seinem Vortrag unmittelbar auf die Aufgaben seiner Behörde bei Klimawandel und Energiewende ein. Mit seinen fast ‚ingenieur-philosophischen‘ Ausführungen widmete sich Thies Schröder (Energieavantgarde Anhalt e.V.) bei der ‚Defossilisierung‘ statt einer Dekarbonisierung mit der Kohlenstoff-Wende im Anthropozän.

Sandra Franke (JENA-GEOS) stellte mit den „Optionen und Herausforderungen der H2-Speicherung im Untergrund Thüringens“ wesentliche Ergebnisse eines maßgeblich durch sie bearbeiteten Projektes vor. Hier erschließt sich das Unternehmen auf der Grundlage dieser Arbeit mit der Wasserstoff-Speicherung ein neues Tätigkeitsfeld.

Dr. Sascha Meszner und Dr. Thimo Klotzbücher (JENA-GEOS) gaben einen beeindruckenden Einblick in die Aufgaben des Bodenschutzes beim Leitungsbau quer durch Deutschland. Tatsächlich realisiert die mittlerweile größte Fachabteilung unseres Unternehmens unter Leitung von Geschäftsführer Christoph Scheibert Projekte von der Nord- bzw. Ostsee bis tief nach Bayern.

Julia Hopf, ebenfalls aus unserem Hause, gab einen überzeugenden Überblick über die aktuelle stürmische Entwicklung bei der thermischen Nutzbarmachung von Gewässern, an deren Auslösung die JENA-GEOS als Anführer eines mitteldeutschen Expertenkonsortiums mit dem Seethermie-Projekt in der Metropolregion Mitteldeutschland maßgeblich beteiligt war. Aktuell erarbeitet ein von der JENA-GEOS mit unserem Geschäftsführer Jörg Schmidt angeführtes Konsortium Handlungsempfehlungen zur thermischen Nutzung von Oberflächengewässern und der Erarbeitung von Wärme-Potenzialkarten für das Land Berlin. Die Ergebnisse werden im Juli erwartet.

Marcus Meisel, Fachbereichsleiter Geothermie, widmete seinen Vortrag der Einbindung von Aquiferspeichern in die TGA-Planung. Tatsächlich nehmen Projekte zur thermischen Nutzung von Aquiferspeichern signifikant zu und die Schnittstelle zur Gebäudetechnik entwickelt sich zu einem wichtigen Punkt der systemischen Gesamt-Konfiguration und den Optimierungsmöglichkeiten solcher Anlagen. Mit dem Projekt aquistore hatte die JENA-GEOS für Mitteldeutschland Pionierarbeit geleistet und realisiert z.Z. Projekte in Thüringen, Baden-Württemberg, NRW und Sachsen.

Dem Zuspruch an Geothermielösungen mit der Beseitigung genehmigungsrechtlicher Hemmnisse wurde Dr. Stefan Klapperer (JENA-GEOS) mit Betrachtungen zur Möglichkeit der Installation von Erdwärmesonden in Wasserschutzgebieten gerecht. Hier dringt unser Unternehmen auf eine Abkehr von pauschalierten Betrachtungsweisen hin zu Möglichkeiten der Geothermienutzung in Wasserschutzzonen III bei fachlicher Begründung und qualitativ sicherer und begleiteter Ausführung.

Der Vortragsblock zur Energiewende im Wohnbestand begann mit den Ausführungen von André Müller, Geschäftsführer der BCC – Energie GmbH, zur Kommunalen Wärmeplanung und den Erfahrungen im KEEN-Verbund. Der Vortrag zeigte auf beeindruckende Weise, welch langer Atem benötigt wird, um tatsächlich kommunale Projekte der energetischen Transformation auf die Beine zu stellen. Ideenfindung, die Suche Gleichgesinnter, ingenieurtechnischer Sachverstand, langwierige Netzwerkarbeit und Förderantragstellung sind Etappen auf einem Weg zu ingenieurtechnischer Wertschöpfung, die nicht bezahlt werden und unbezahlbar sind. Enthusiasmus und die Überzeugung der Notwendigkeit der Energiewende sind die Voraussetzungen.

Christiane Büttner, unsere Fachbereichsleiterin Stadt+Energie und Annelie Papsdorf, die die Geoinformation in unserem Unternehmen in zukunftsorientierten Bereichen gestaltet, konnten mit Beiträgen zu Integrierten energetischen Quartierskonzepten (realisiert durch die EnergieWerkStadt eG) und die Plattform TRAIL berichten, auf welch hohem Niveau die JENA-GEOS an der Mitgestaltung der Energiewende beteiligt ist.

Dr. Kersten Roselt schließlich gab einen Einblick, mit welchen Bemühungen die Forschungsergebnisse aus unserem abgschlossenen Regionalen Wachstumskern smood® – smart neighborhood vom Piloten in die Praxis überführt werden – ein schwieriger Weg mit ersten Erfolgen.

Gespannt waren alle Teilnehmer auf die Präsentation von Dr. Gerold Hesse, Fachbereichsleiter Umwelt / Altlasten, zur Entwicklung des Hightech-Standortes ZEISS in Jena. Dr. Gerold Hesse hat über 3 Jahre die Bauleitung bei der Baufeldfreimachung einer der bislang größten Sanierungsbaustellen in Thüringen inne. Äußerst wertvoll und interessant waren die Ausführungen, in denen die aktuelle Entwicklung in die Geschichte der Industrialisierung und Forschungsentwicklung der Stadt Jena gestellt wurden.

Thomas-Ernst Männel, Fachbereichsleiter Deponieplanung, wendete seinen Überblick über die Entsorgungskapazitäten in Thüringen auf die Ersatzbaustoffverordnung an und kommt mit profunder Aussagekraft zu dem ernüchternden Ergebnis, dass in Thüringen die Deponiekapazitäten nicht ausreichen (werden), angesichts komplizierter Planungsprozesse und geringer Flächenpotenziale Deponieneubauten unwahrscheinlich sind und als einziger Ausweg die Erweiterung bestehender Deponien – auch nur in begrenztem Umfang – in Frage kommt.

Den Abschluss des Kolloquiums bildete der Vortrag von Dr. Thimo Klotzbücher und Christoph Scheibert, die sich mit der Frage von ChatGPT im Gutachterwesen befassten. Sie kommen zum Schluss, dass ChatGPT das Potenzial hat, auch das Berater- und Gutachterwesen im Umweltbereich zu revolutionieren und nutzen es bereits für einige Aufgaben. Von Vorteil ist der schnelle Zugriff auf eine enorme Menge an Wissen (Umweltdatenbanken, wissenschaftliche Literatur, Best practices etc.). ChatGPT kann Daten und sogar Szenarien analysieren und fundierte Prognosen über mögliche Konsequenzen bestimmter Maßnahmen liefern. ChatGPT allein kann jedoch nicht das menschliche Fachwissen und die Erfahrung ersetzen. Es sollte daher eher als Unterstützungstool für Fachleute betrachtet und genutzt werden.

Im Anschluss bot sich in einer frühlingshaften Umgebung im Jenaer Paradies noch die Gelegenheit zu zahlreichen Diskussionen. Die JENA-GEOS freut sich über den Zuspruch bei den Gästen und wird dieses Format in den kommenden Jahren fortsetzen.

Hier stehen alle Vorträge zum Download bereit.